|  Das Antikenmuseum Basel geht neue Wege. In einer kleinen,
                      aber feinen Sonderausstellung präsentiert es Highlights
                      aus der eigenen Sammlung unter einem thematischen Gesichtspunkt:
                      Kommunikation in der Antike.
 Nach aufwendigen Sonderausstellungen mit Objekten,
                      die aus der ganzen Welt nach Basel reisten, rückt
                      das Antikenmuseum ab dem 26. März eigene Kunstwerke
                      in ein neues Licht: In einer Schau mit rund 80 vor allem
                      griechischen und römischen Exponaten zeigt es, wie
                      die Menschen in der Antike Botschaften durch Bilder übermittelten. Die Ausstellung führt in eine Welt ohne Zeitungen,
                      Computer und Handys, in der die meisten Menschen nur wenig
                      lesen und schreiben konnten. Hier waren Darstellungen auf
                      Gefässen, Gebäuden oder Grabsteinen wichtiger
                      als Texte, um das damalige Zeitgeschehen zu verstehen.
                      Das Kuratorenteam zeigt auf, welche Botschaften die antiken
                      Bilder den Zeitgenossen vermittelten: „Figuren und
                      ihre Gesten zeigen, welche Normen und Symbole in der damaligen
                      Gesellschaft verbindlich waren“ erklärt Direktor
                      Peter Blome. So ermahnten zum Beispiel Darstellungen auf
                      Grabsteinen die Hinterbliebenen, die Gräber regelmässig
                      zu pflegen, um die Seelen der Toten zu besänftigen. ThemenDie Ausstellung beleuchtet sechs
                    Themen:
  Bei der Kommunikation zwischen Mann und Frau sehen
                      die Besucherinnen und Besucher
                      beispielsweise, wie junge Athener Adlige eine Animierdame
                      ansprachen oder weshalb der Blick einer Frau im antiken
                    Griechenland Unheil verheissen konnte. Da im Athen des 5.
                      Jahrhunderts v. Chr. Bescheidenheit, sexuelle Schamhaftigkeit,
                      Diskretion und Würde die Schlagworte für das
                      gute Benehmen einer Frau waren, zeigte sie ihre gute Erziehung,
                      indem sie bescheidene und korrekte Kleidung trug, den Kopf
                      gesenkt hatte und die Augen im Gespräch mit einem
                      Mann nach unten richtete. Vor der erotischen Macht des
                      weiblichen Augenaufschlags hatten die Männer Angst.
                      Flirten war für „ehrsame“ Frauen unnötig
                    und nur den Hetären vorbehalten.
 Beim Thema Männer
                      unter sich – Frauen unter sich beleuchtet
                      die Ausstellung typische Frauen- und Männerorte: Das
                      sind für Männer das Heerlager, das Gelage oder die Agora,
                      wo dikutiert und politisiert wird, für die jüngeren Männer
                      die Palästra,
                      für Lehrer und Schüler das Gymnasion.
                      Im Gespräch zwischen älteren und jüngeren Männern schwingt
                      oft eine erotische Komponente
                      mit. Nur an bestimmten Heiligtümern konnten Frauen
                    ganz unter sich feiern, ansonsten blieben sie auf das Haus
                      beschränkt.   Weingefäß (Stamnos) aus Athen; Ton;               
                       um 480 v. Chr. © Antikenmuseum Basel, 
                    Inv. BS 477, Foto:                    Andreas F. Voegelin
 Im Abschnitt Kommunikation innerhalb
                      der Familie werden die verschiedenen Stationen
                      einer griechischen Hochzeit dargestellt. Mit ihr trat die
                      junge Frau vom Haushalt des Vaters in den Haushalt des
                      Ehemannes über, dem sie Kinder und Erben zu gebären hatte.
                      Die Erziehung der Mädchen bereitete diese - mit dem Erlernen
                      der handwerklichen Fähigkeiten wie Wegen oder Nähen - auf
                      ihre künftige Rolle im Haushalt vor, während Knaben Lesen
                      und Schreiben,  Musik und                      Sport lernten.Die
                      Familie als Ganzes trat vor allem bei religiösen Festen
                      in Erscheinung, wie z.B. beid en Festen für den Weingott
                      Dionysos, an dem schon kleine Knaben an Wetttrinken teilnahmen.  Büchse mit Deckel in Form eines Trink
                      bechers (Skyphos-Pyxis) aus Sizilien; Ton; um 340 v. Chr.                    © Antikenmuseum
                    Basel, Inv. BS 478, Foto: Andreas F. Voegelin
 Die politische Kommunikation wird am
                      besten am Beispiel römischer
                      Portraits deutlich. Sie waren das Bindeglied für das Riesenreich,
                      da einerseits auf den Münzen, andererseits in den zahlreichen
                      ausgestellten Porträtbüsten und Herrscherstatuen der Kaiser
                      im gesamten Reich präsent war. Das Bildnis des Kaisers
                      war oft idealisiert, er erschien ewig jung, selten wurde
                      er realistisch dargestellt. Privatleute ahmten den Stil
                      der Kaiserporträts für sich nach, die vornehmen Damen nahmen
                      die Frisur der Kaiserinnen als Vorbild. Das Porträt eines
                      politischen Gegners (oft nach seinem Tod) zu zerstören,
                      ihn der "damnatio memoriae" verfallen zu lassen, galt als
                      übliche Rache. Bei der Kommunikation mit den Toten traten
                      die Hinterbliebenen durch Opferhandlungen am Grab mit den
                      Verstorbenen
                        in Verbindung. Nach dem Glauben der Griechen waren die
                      Toten im Reich der Unterwelt, in das sie durch den 
                      Götterboten
                      Hermes geleitet wurden und von wo es keine Rückkehr mehr
                      gab. Die Totenrituale sollten vor allem die Toten besänftigen
                      und sie davon abhalten, sich an den Lebenden zu rächen,
                      weswegen solche Handlungen sehr oft auf den Grabdenkmälern
                      dargestellt sind. Schliesslich beleuchtet die Kommunikation
                      mit den Göttern, wie die alten Griechen mit
                      ihren Gottheiten in Kontakt traten – sei es im Gebet,
                      in schwer verständlichen Orakeln oder indem die Götter
                      den Menschen erschienen. Zunächst bezeugte hier das 
                      Kultbild, dass der  Gott  lebendig da und ansprechbar war.
                      Von unzähligen Statuetten, die die Menschen in Heiligtümern
                      deponierten, wissen wir, dass die Menschen vor ihren Göttern
                      
                      in Gebets- und                      Grusshaltung, häufig
                      mit Geschenken in der Hand, standen. Sie begegneten ihnen
                      mit Sehnsucht,                      Hingabe und Dankbarkeit.
                      Den Kontakt mit den Göttern vermittelten vor allem
                      die Rituale am  Altar vor dem Tempel: Unter Anleitung eines
                      Priesters wurde gebetet und gesungen, wurden  
                      Flüssigkeiten vergossen und 
                      Tiere geopfert.Opfern (lat. operari, handeln) bedeutete ein symbolisches
                      Blutvergiessen,                      das die Kontaktaufnahme
                      mit den Göttern garantierte. Antworten erhielten die
                      Menschen häufig als Naturereignis:
                      Ein Erdbeben,                      ein Gewitter, eine Sonnenfinsternis,
                      eine Seuche oder ein Traum vermittelten                      den
                      Willen der Götter. Auch der Vogelflug oder die Lage
                      der Eingeweide in einem Opfertier wurden als Signale der
                      Götter gedeutet..
 Die Fantasie der Besucherinnen und Besucher ist gefordert!
                      Nicht alle antiken Bilder lassen sich zweifelsfrei interpretieren.
                      Die Ideen der Besucherinnen und Besucher sind gefragt:
                      Diese sind zu einem Wettbewerb eingeladen, in dem sie selbst
                      antike Szenen interpretieren. Die originellsten Ideen werden
                      prämiert. Für Schulklassen wird folgender Workshop angeboten: „Reise
                      in die antike Welt… Aber das Handy bleibt daheim.“  AufbauDie Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: In einem Kernraum
                        im Erdgeschoss bekommen die Besucherinnen und Besucher
                        anhand ausgewählter Kunstwerke einen Überblick über
                        alle Themen. Danach können sie mit Hilfe einer Broschüre
                        durch die herausragende Dauersammlung des Museums streifen
                        und sich weitere Exponate ansehen, die zu den Themen
                        der Ausstellung gehören. Diese Objekte sind im ganzen
                        Haus verteilt und in den Vitrinen klar gekennzeichnet.
                        Die reich bebilderte Broschüre im Pocket-Format
                        erklärt die Exponate und kann mit nach Hause genommen
                    werden.
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