Erste schriftliche, wenngleich nicht urkundliche, Angaben lassen
die Überlieferung des Geschlechts in der Chronik des Klosters
Schöntal um 1151 beginnen. Danach habe ein Wolfram von Bebenburg
beabsichtigt, ein Kloster zu gründen. Nach einer Vision wollte
er dieses allerdings nicht mehr auf seinem eigenen Land tun,
sondern unten im "schönen Thale", auf einem Gebiet des Engelhardt
von Berlichingen. Wolfram ließ dann durch seine Mutter, welche
eine geborene von Berlichingen gewesen sei, bei Engelhard von
Berlichingen um die Erlaubnis zum Bau des Klosters nachfragen.
Engelhard erteilte diese und stellte die Fläche kostenlos zur
Verfügung, allerdings mit der Bedingung:
…dass so oft einer von Berlichingen mit Tod abginge, sollen
Abt und Convent verpflichtet sein, den Toten mit einem Biergespann
abholen zu lassen, dann, wenn der Leichnam vor der Klosterpforte
ankäme, ihn processionsweise in die Kirche zu geleiten, die
gewöhnlichen Requien halten zu lassen und endlich im Kreuzgange
des Klosters - der für immerwährende Zeiten der Familie von
Berlichingen als Grabbegräbniß überwiesen wird - feierlich
beizusetzen.
Dies wurde bis kurz nach der Reformation auch beibehalten. Das
ist die Gründungsgeschichte des Klosters Schöntal. Die Abstammung
der Mutter des Wolfram von Bebenburg von den Berlichingen ist
nicht sicher. In älteren Chroniken wird ein Frechhans um 1165
als Stammvater der von Berlichingen erwähnt, in Zusammenhang
mit dem zehnten Turnier "zu Zürich an der Limat". Den oben erwähnten
Engelhard I., um 1151, gilt nach der Familienchronik als erster
sicheren Stammvater. Die Schöntaler Chronik nennt ihn 1157 auch
anwesend, als Wolfram von Bebenburg sich im Kloster als Mönch
einkleiden ließ. Mit seiner Schenkung von Grund und Boden gilt
er als zweiter Stifter. Mit seinem Sohn Engelhard II., um 1194,
lässt sich die Familie lückenlos fortsetzen. Ab etwa Mitte des
14. Jahrhunderts, beginnend mit der Dörzbach-Laybacher Hauptlinie,
lassen sich diverse Verzweigen und Hauptlinien sicher nachweisen.
Gegen Ende des 14. Jahrhundert erwerben die Berlichingen von
den von Husen die Burg in Jagsthausen, die nach Errichtung weiterer
Herrensitze dort Altes Schloss, bzw. heute in Anlehnung an Goethes
dort seit 1950 aufgeführtes Drama Götzenburg genannt wird.
Um 1430 wird von einer bedeutenden Fehde des Hans von Berlichingen,
welcher schon damals kurzfristig die Hälfte der späteren Götzenburg
Hornberg besaß, gemeinsam mit einigen Fürsten und Rittern gegen
von Horneck zu Hornberg dem Alten berichtet. Sie endete mit einem
gütlichen Spruch von fünf Schiedsrichtern, die von Horneck zu
Hornberg zur Zahlung von 3800 Talern verurteilten, wovon die
Berlichingen 150 Taler erhielten.
1441 blühen mit der Dörzbach-Laybacher und der Bayerischen zwei
Berlichingsche Hauptlinien neben dem Jagsthausener Hauptstamm,
der mit der Geburt des Kilian in demselben Jahr fortgesetzt wurde.
Durch den frühen Tod seines Vaters erbte Kilian, noch minderjährig,
einen reichen Besitz und verstand es auch durch geschickte Zukäufe
diesen noch zu vergrößern. Mit seinen drei Ehefrauen Barbara
von Wolmershausen, Elisabeth von Steinau-Steinrück und Margaretha
von Thüngen hatte er fünf Töchter, Margaretha, Maria, Helene,
Amalia und Lucia, sowie fünf Söhne, Kilian, Philipp, Hans, Hans-Wolf
und schließlich Götz von Berlichingen, der jüngste Sohn aus dritter
Ehe und später berühmte Ritter mit der Eisernen Hand, der fortan
die Berlichingensche Familiengeschichte prägen sollte.
Götz ist laut Familienchronik 1480/81 in Jagsthausen geboren,
aber auch die Gemeinde Schöntal beansprucht im Ortsteil Berlichingen
das Geburtshaus von Götz auf ihrer Gemarkung. Gesichert ist,
dass Götz einige Jahre in seiner Jugend auf der Burg in Jagsthausen
verbrachte. 1517 kaufte er die Burg Hornberg und begründete dort,
mit seinem 1518 geborenen ältesten Sohn Hans-Jakob, die Hauptlinie
Hornberg-Rossach. Er und seine Nachfahren unterschrieben seitdem
mit von Berlichingen zu Hornberg. Im Gegensatz zu Goethes Götz,
war der echte Götz nie Schlossherr zu Jagsthausen. Götz verstarb
1562 auch auf Burg Hornberg und seine Söhne und Enkel begannen
noch zu seinen Lebzeiten, die Burg durch aufwendige Baumassnahmen
in ein zeitgemäßes Schloss zu wandeln. Um 1500 waren auch umfangreiche
Um- und Neubauten an der Burg Jagsthausen erfolgt. Götz
selbst wurde im Kloster Schöntal begraben, wo noch heute
sein Grabstein steht.
Götzens ältester Bruder Kilian trat in den Deutschen Orden ein.
Philipp, der zweitälteste, stand, wie auch sein Bruder Hans,
in den Diensten des Ulrich von Württemberg und wurde von ihm
mit Siebeneich belehnt. Die jüngeren Brüder teilten sich schließlich
den Besitz, wobei Götz u. a. Rossach erhielt, sich dort aber
wohl nie länger aufhielt. Bruder Hans-Wolf bekam die Burg Jagsthausen
und setzte dort den Hauptstamm fort, dessen Linie jedoch mit
seinem Sohn Thomas 1568 erlosch. Mit dessen Tod wurden die Besitzungen
der Stammlinie danach im Wesentlichen auf die Nachfahren von
Götz und seinem Bruder Hans aufgeteilt, mit der Folge, dass Götzens
Enkel Hans Reinhard wieder in den Besitz eines Teiles von Jagsthausen
kam.
Burg Hornberg war bis 1594 im Besitz der Berlichingen. Nach
einem Aufstand der Bauern in Neckarzimmern 1591 wegen der häufigen
Frondienste, die auch zu Beschwerden beim Kaiser führten, verkaufte
Philipp Ernst von Berlichingen die Burg 1594 an den kurfürstlich
mainzischen Rat Hans Heinrich von Heußenstamm, der die Anlage
nach weiteren Unruhen unter der Bevölkerung und dem Tod seines
Sohnes im Juli 1612 an den kurpfälzischen Rat Reinhard von Gemmingen
veräußerte.
Götzens Enkel Hans Reinhard, der 1571 einen Teil der Jagsthausener
Stammgüter erhielt, baute sich 1591 das Rote Schloss in Jagsthausen.
1730 ging Götzens Lebensbeschreibung in Druck und 1771 schrieb
Goethe sein Drama Götz von Berlichingen, in dem der historische
Götz das Vorbild für die Hauptfigur gab. Franziska von Berlichingen,
geborene Gräfin von Hadik, gelang es 1788, die verschollene Eiserne
Hand des Götz von einem Herren von Hornstein zu erwerben. Sie
stellte diese der Familie als unveräußerbaren gemeinsamen Besitz
zur Verfügung. Graf Friedrich Wolfgang Götz von Berlichingen-Rossach
erstellte eine umfangreiche, 778 Seiten starke, Geschichte zu
Götz und dessen Familie von Berlichingen. 1861 erscheint dieses
Werk als Buch mit einigen Bildern, Kopien alter Handschriften,
Skizzen der Eisernen Hand und dem Stammbaum der Familie Berlichingen
bis 1861.
Von 1876 bis 1878 wurde die Burg Jagsthausen in historisierendem
Stil nach Plänen des Ulmer Münsterbauers August von Beyer umgestaltet.
Seit 1950 wird alljährlich zwischen Juni und August im Hof der
seitdem auch Götzenburg genannten Burg in Jagsthausen Goethes
Drama auf einer Freilichtbühne aufgeführt.
Bis heute blühen viele Berlichingensche Linien und leben überwiegend
in und um Jagsthausen. Das letzte große Ereignis war die Hochzeit
von Freifrau Alexandra von Berlichingen (geb. von Vultejus) mit
Bundespräsident a.D. Roman Herzog im Jahr 2001. |